04. Willkommen im mystischen Wald?

Mimi Toyama

Langsam öffne ich meine Augen. Mein Kopf tut fürchterlich weh. Was ist denn passiert? Ganz langsam kommen die Erinnerungen zurück. Das Medaillon, das auf meiner Brust gestrahlt hat.Tail, der nicht aufgetaucht ist und Kyle, wie er mich küsst und mir eine Spritze verpasst. Mit einem Ruck richte ich mich wütend auf; “KYLE DU IDIOT!”.
“Siehe da, sie ist wach.”
“Mimi!” Tail, der eben an einem kleinen Tisch gesessen hat, stürmt auf mich zu.
"Wie gehts dir?" Ich schaue in Richtung des Tisches und sehe Kyle ebenfalls dort sitzen. Doch dann wird meine Sicht von Tail verdeckt, der mich umarmt:
”Ich hab mir echt Sorgen gemacht!”
“Mir geht´s gut. Wo warst du denn? Ich hab vor dem Café auf dich gewartet aber…”
“Ich war in der Stadt und stell dir vor, ich hab Typen aus der SHAD Organisation gesehen! Ich bin mir ganz sicher! Sie haben ein junges Mädchen vor meinen Augen getötet.” Tails Blick wird traurig und er schaut auf den Boden.
“Ich hab versucht sie zu retten, aber konnte nichts tun…”
“Natürlich konntest du nichts tun. Und es war ziemlich dumm es zu versuchen.” Kyle steht auf und kommt auf uns zu. “Die Männer aus der Organisation sind alles Magier, mit denen kannst DU es niemals aufnehmen!”.
“Magier? Du meinst so wie du?” Ich erinnere mich an die Eisfesseln.
Tail schaut Kyle grimmig an. “Ach, hast du mit deiner Magie schon vor ihr angegeben?”.
Kyle kann es natürlich nicht lassen: “Oh ich hab nicht nur meine Magie präsentiert, ich hatte danach auch eine wunderschöne Aussicht.” Sein Blick wandert auf meine Brüste und als ich mich an dem Moment erinnere, schießt mir eine Röte ins Gesicht und schnell verdecke ich mit der Decke meinen Körper.
Tail ist das natürlich nicht entgangen: “ICH WUSSTE ES! DU SCHWEIN! WAS HAST DU GEMACHT!?” Er kann sich nicht mehr beherrschen und möchte schon wieder auf Kyle stürmen, wird von diesem aber aufgehalten:
“Jetzt beruhig dich mal wieder. Ich hab nur getestet, ob sie einer der 2 Ritter ist.” Er zieht sein Medaillon aus der Tasche.

“Einer der zwei Ritter? Was für zwei Ritter?” Fragend schaue ich auf das Medaillon. Mein Kopf fängt schon wieder an zu schmerzen. Ob es mit diesem Ding zu tun hat?
“Hey, das Medaillon kenn ich! Wie kann es sein das du es hast” Tail hält inne und starrt auf den silbernen Gegenstand.
“Woher kennst du es?” Mit zusammengekniffenen Augen schaut Kyle Tail an.
“Die Männer, die das Mädchen umgebracht haben, hatten es! Die waren übrigens genauso Pervers drauf wie du!”
Ich beobachte das Medaillon, dass durch Kyles Bewegungen hin und her schwingt. Dieser geht nicht weiter auf Tail ein, sondern murmelt unverständliches vor sich hin. Dann wendet er sich kühl an meinen besten Freund: “Hat es reagiert?”
“Häh?”
“Das Medaillon? Hat es geleuchtet?”
“Nein, sie haben es auf die Brust des Mädchens gelegt, aber nichts ist passiert!”
“Sehr gut, dann haben wir noch Zeit!”
“Was soll daran gut sein? Ein Mädchen ist tot! Und für was haben wir Zeit?”
“Du gehst mir echt auf die Nerven!”
“Dito!”
Feindselig starren sich beide an. Tail ist eigentlich jemand, der immer mit allen klar kommt und nicht so schnell ausrastet. So wie heute hab ich ihn wirklich lange nicht mehr gesehen. Warum ist er plötzlich nur so? Ich stehe vom Bett auf und strecke mich. Mir tut alles weh. “Wie wärs, wenn du uns endlich mal aufklärst, Kyle?”
Kyle wendet seinen Blick von Tail ab und schaut mich an. Er hebt das Medaillon in seiner Hand hoch:
“Dieses Medaillon ist ein altes, göttliches Relikt. Es hat die Macht, entweder die ganze Welt in Chaos zu stürzen oder sie zu retten.”.
Er macht eine kurze Pause, atmet tief durch und fährt fort: “Wir beide wurden von ihm ausgewählt. Wir haben die Pflicht, den wahren Erben zu finden und ihn zu beschützen. Den Erben von Bevalle! Und das müssen wir unbedingt vor SHADOW, so heißt die Organisation, die ihr SHAD nennt, wirklich. Ansonsten töten sie den Erben und alles, was wir bisher getan haben, wäre umsonst!”.
Wieder macht er eine Pause und schaut mich sehr ernst an. Kein perverses Grinsen. So kenne ich ihn ja noch gar nicht. Aber haben wir denn überhaupt schon etwas getan?
“Gut, dann müssen wir das Medaillon einfach nur auf die nackte Brust jedes Menschens legen, ist ja einfach!”. Der Sarkasmus in Tails Stimme ist nicht zu überhören. Doch Kyle geht auf diesen nicht ein:
“So einfach ist das leider nicht. Diese Hälfte, “ er hebt die Kette, an der der göttliche Gegenstand hängt, weiter hoch, “reagiert leider nur auf Menschen, die Magie in sich haben. So wie ich zum Beispiel. Die andere Hälfte, die du gesehen hast, reagiert nur auf den Erben.”

Tail schaut Kyle an als wäre er verrückt. Er greift nach meinem Arm und zieht mich Richtung Tür.
“Mir reichts jetzt. Mimi, wir gehen! Ich lass mich von diesem Spinner doch nicht verarschen!”.
Doch ich folge Tail nicht. Sanft löse ich mich aus seinem Griff und bleibe stehen. Aus irgendeinem Grund glaube ich, dass Kyle kein Spinner ist. Ich meine, so eine blühende Fantasie kann man doch gar nicht haben oder? Und das Medaillon… dieses Licht. Es war als wollte mich jemand zu sich rufen.
“Ich… ich bleibe! Ich habe Kyle versprochen, dass ich ihm helfe, wenn er dich her bringt.”
“Mimi?” Tail bleibt stehen und schaut mich verwundert an:
“Du glaubst ernsthaft was der da”, er zeigt auf Kyle, “von sich gibt?”.
“Ich weiß nicht, was ich glauben soll aber Tatsache ist, dass dieses Medaillon auf mich reagiert hat und das er”, ebenfalls auf Kyle zeigt, “Eis aus seinen Händen zaubern kann”.
Kyle scheint irgendwie geknickt zu sein. War “zaubern” etwa der falsche Begriff?
“Halt, warte, was soll das heißen: ‘das Medaillon hat auf dich reagiert’?” Verwirrt schaut Tail zwischen mir und Kyle hin und her. Beinahe kann man sein Gehirn arbeiten hören.
“Er hat dir das Medaillon aber nicht wirklich auf die nackte Brust gelegt, oder?” er schaut mich sehr ernst an und ich werde rot. Warum werde ich immer in den unmöglichsten Momenten rot? Aber die Erinnerung daran wie ich halb nackt an der Wand hänge und Kyle mich ansieht ist mir einfach zu peinlich.
“KYLE! DU PERVERSER! ICH BRING DICH UM!”
“Jetzt beruhige dich mal wieder, so dramatisch ist das ganze nicht. Es sind nur Titten! Außerdem gibt es sonst keine Möglichkeit. Nicht ich bin Pervers, sondern das Medaillon!”
“NUR TITTEN!?!?”
“Gut ich gebe zu, sehr straffe Titten, aber..”
Weiter kommt er nicht, denn Tail stürzt sich auf ihn und schlagt ihn mit der Faust ins Gesicht. Ich merke, wie Hitze in mir aufsteigt. Mein Kopf ist bestimmt mal wieder so rot wie eine Tomate. Am Liebsten würde ich vor Scham im Boden versinken. Kyle lässt das Medaillon fallen, torkelt ein paar Schritte zurück und grinst: “Eifersüchtig?”
Wenn das so weiter geht bringen die beiden sich echt gegenseitig um. Das Medaillon ist Pervers? Ich beuge mich runter und hebe es vom Boden auf. Es fühlt sich kühl an, reagiert aber nicht mehr auf mich.. Als ich es umdrehe, sehe ich eine eingravierte kleine Fee in der oberen Ecke. Fee. Das habe ich in der Aufregung komplett vergessen. Hat Kyle nicht etwas von einer großen Fee erzählt?
“Also gehen wir jetzt zu dieser großen Fee oder was?”
Jetzt schaut Tail mich an als wäre ich verrückt: “Eine große Fee? Was hat er dir da denn erzählt?”
Kyle ignoriert Tails Einwurf, geht in Richtung seines Bettes und schiebt es weg.
“Ja, wir müssen zu Ylang. Sie wird dir alles weitere erklären.” Neugierig komme ich näher. Er löst ein Brett vom Boden. Darunter kommt ein dickes Buch mit einem goldenen Einband zum Vorschein.
“Das Buch von Bevalle” flüsternd lese ich den Titel des Buches. Bevalle, Bevalle… da klingelt was bei mir. Das hatte ich schon einmal gehört. Tail war inzwischen auch näher gekommen und betrachtet das Buch skeptisch.
“War Patriam nicht vor langer Zeit mal Bevalle? Vor dem Krieg zwischen Bevalle und Eltea?”. Verwundert schaue ich Tail an und dann fällt es mir auch ein. Geschichte! Vor einiger Zeit hatten wir diesen Krieg in der Schule durch genommen, aber was war da nochmal genau… ich weiß es nicht mehr. Zum Glück fährt Tail fort: “Bevalle und Patriam waren vor 100erten von Jahren zwei benachbarte Reiche. Bevalle war das Reichere von beiden Ländern und der König Patriams, ich hab vergessen wie er heißt, hat daraufhin Bevalle angegriffen. Es war ein langer Krieg in dem beide Länder komplett vernichtet wurden. Die überlebenden vereinten die Reiche und formten Patriam, so wie wir es heute kennen. So war das doch oder?”.
Ich wusste nicht, dass Tail so gut in der Schule aufpasst.
“Das ist die Geschichte, die heute in der Schule beigebracht wird. Aber das ist nicht das, was sich wirklich abgespielt hat.” Kyle öffnet das Buch, murmelt ein paar Worte und augenblicklich ist der gesamte Raum von einem hellen Licht umhüllt. Direkt über dem Buch erscheint ein Tor. Es ist wunderschön. Ich komme aus dem Staunen überhaupt nicht mehr aus. Kyle richtet sich auf.
“Also dann, bist du bereit?”. Tail ignoriert er komplett. Erstaunt schaue ich ihn an:
”Da lebt die große Fee?” Ein bisschen überrascht bin ich schon. Ich weiß nicht, ich hatte irgendwie erwartet, dass wir eine lange Reise vor uns haben. Mit Abenteuer und so. So wie in den Büchern eben.
“Dieses Tor führt uns in eine komplett andere Dimension. Dort wartet Ylang, die Fee, auf uns.” Er kommt auf mich zu, bleib direkt vor mir stehen und schaut mir bestimmt in die Augen. Wieder verzaubern diese mich wie beim ersten Mal. Ich kann nicht mehr denken. Ich bin losgelöst und verliere mich. Ist das auch Magie? Noch nie hat mich jemand so aus der Bahn werfen können.
“Wenn Mimi geht, komme ich mit! Also bringen wir es hinter uns!” Kyle löst den Blick als er auf Tail schaut und der magische Moment ist vorbei. Ich schüttle kurz den Kopf, um wieder richtig zu mir zu kommen. Beherrscht Kyle etwa noch andere Magie, nicht nur Eismagie?
“Von mir aus kannst du mit kommen, aber ich spiele kein Babysitter verstanden! Du bist für dich selbst verantwortlich und ich sollte vielleicht hinzufügen, dass es gefährlich wird!” Kyle macht wieder einen Schritt auf das Tor zu.
“Noch ein Grund mehr Mimi zu begleiten!” Tail nimmt meine Hand und grinst mich an.
“Bereit!?” Scheinbar hält er Kyle nicht mehr für komplett verrückt. Oder macht er das tatsächlich wegen mir? Ich nicke und er zieht mich durch das Tor. Ein warmes Gefühl beschleicht mich. Es ist, als würden 100 Stimmen auf mich einreden. Leise und sanft. Das Licht wird immer heller. Es blendet so sehr, dass ich Tails Hand los lasse und sie mir vor die Augen halte.

Als ich wieder etwas sehen kann, stehen wir auf einer Lichtung. Wie war das nur möglich? Klar, in Filmen und Büchern passiert so was häufiger. Aber in der Realität? Magie, Teleportation, Feen. Ist das wirklich alles real? Ich schaue mich um. Es ist wunderschön. Überall fliegen Glühwürmchen und verleihen dem Wald etwas mystisches. Die Bäume sind nicht einfach nur grün. Sie leuchteten förmlich. Überall wachsen wunderschöne Blumen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Und dass, obwohl wir in Patriam schon viele seltene und schöne Pflanzen haben. Leise hört man ein leichtes Plätschern. Als ich in die Richtung schaue bemerke ich einen kleinen Teich. Dieser Ort ist so schön und es gibt so viel zu entdecken… “Wenn ihr beiden fertig seit mit bestaunen, sollten wir los gehen.” Erst jetzt bemerke ich meinen offen stehenden Mund. Ups, wie peinlich. Ich richte meinen Blick auf Tail, dem es wohl genauso geht. Er ist leicht rot, schließt schnell seinen Mund. Er sieht aus, als würde er das alles immer noch nicht glauben können. Als würde er es für einen Traum halten. Und ich kann das gut nachvollziehen, denn mir geht es nicht anders. Man spürt förmlich die Magie dieses Ortes. Eine leichte Brise weht meine offenen Haare ins Gesicht und ich streiche sie unbewusst mit meiner Hand hinter mein Ohr. Kyle ist inzwischen voraus in Richtung Wald gelaufen. Ich nicke Tail zu und folge ihm.

Ich muss zugegeben, ich habe auch bis zum Schluss geglaubt, er würde uns verarschen. Von hinten beobachte ich, wie Kyle einem kleinen Pfad folgt. Er ist schon komisch. Ich kann ihn einfach überhaupt nicht einschätzen. Arrogant und nur auf sich selbst fixiert. Wie hat diese Fee ihn nur dazu bekommen, dass zu machen, was sie möchte? Sie muss wirklich sehr mächtig sein! Tail läuft ruhig neben mir her. Von der Seite schaue ich ihn an und bemerke ein Leuchten in seinen Augen. Als er meinen Blick bemerkt, grinst er mich an.
“Ist das nicht total cool???”
“Cool?” Ich verziehe mein Gesicht. An was denkt er denn jetzt schon wieder?
“Ja klaaaa, hier sieht es genauso aus wie in Dungeon Pluat!!!!” Seine Augen leuchten nun noch stärker.
“Dungeon Plat? Ist das nicht dieses neue Spiel von dem du immer schwärmst?”
“Nicht nur ein einfaches Spiel! Das BESTE Spiel der Welt!!!!!!! Die Welt sieht genauso aus wie hier und die Kämpfe sind einfach super! Du kannst dir alle möglichen Waffen und Fähigkeiten an eigenen und…”
Oh nein, hätte ich doch nur nicht gefragt. Während Tail immer noch von seinem Spiel schwärmt, richte ich meinen Blick wieder nach vorne. Wie weit es wohl noch bis zu dieser Fee ist? “... und das Beste sind die Missionen! Es gibt unendlich viele! Es ist scheinbar unmöglich, alle zu schaffen…”
“Sei ruhig!” Kyle ist stehen geblieben.
“Jahaaa, nur weil du keine Ahnung hast, musst du mir nicht gleich den Mund verbieten. Außerdem habe ich das aller, aller Beste noch gar nicht erzäh…”
Mit einem Sprung steht Kyle vor Tail und hält ihm den Mund zu.
“Hey, wasch soll das?” Wütend möchte Tail Kyles Hand weg schlagen, doch dieser schaut ihn ernst und genervt an: “Psssst, sonst sehen sie uns du Trottel!”
Jetzt sehe ich auch was er meint. Nicht weit von uns weg waren 3.. naja, wie soll ich sie beschreiben? Es sind kleine, hässliche, grüne Wesen mit langen Ohren. Sie sehen sehr zerbrechlich und nicht sehr gefährlich aus. Doch Kyle schiebt uns weg vom Pfad, ins hohe Gras und deutet uns mit seiner Hand, dass wir uns ducken und still sein sollen. Auch Tail schaut wieder ernst und tut wiederwillig was er sagt. Geduckt sitzen wir nun zu dritt schweigend im Gras und warten darauf, dass diese ‘Wesen’ an uns durch laufen. Als sie näher kommen, höre ich stimmen, kann aber nicht verstehen was sie sagen. Verwirrt schaue ich Tail an, der mit den Schultern zuckt. Es ist offensichtlich: wenn es nach ihm gehen würde, würden wir uns nicht vor solch schwächlichen Gestalten verstecken. Anderseits. Ich schaue auf Kyle der angespannt und konzentriert die 3 Wesen beobachtet. Er beherrscht Magie und hat offensichtlich trotzdem Respekt vor den Kerlen. Vielleicht haben diese ja auch Kräfte? Nach einer gefühlten Ewigkeiten können wir endlich wieder aufstehen. Kyle legt seinen Finger auf den Mund. Wir sollen wohl immer noch leise sein…

Langsamer und vor allen stiller als zuvor gehen wir weiter. Erst als wir ein gutes Stück gegangen sind, hält Kyle wieder an und schaut Tail wütend an:
“Wolltest du uns umbringen oder was? Wenn ich sage, dass du still sein sollst, dann sei still, verstanden?” Das lässt Tail natürlich nicht auf sich sitzen:
“Ich konnte ja nicht wissen, was der ‘ach so tolle Magier’ sich denkt! Offensichtlich ist er auch gar nicht so toll wie er immer behauptet, sonst hätte er sich ja nicht vor diesen mickrigen Wesen versteckt!” Oh je… gleich stürzen sich die beiden wieder aufeinander. Doch überraschenderweise irre ich mich. Kyle sagt nichts und schaut von Tail auf mich, wo sein Blick ruht. Ich würde so gern wissen, was er gerade denkt. Dann antwortet er, mehr an mich als auf Tail gerichtet:
“Das waren Kobolde. Der Wald ist eigentlich nicht ihr Territorium. Sie sollten nicht hier sein.” Er wird immer leise, sodass ich den Schluss kaum verstehe. In Gedanken richtet er sein Blick wieder auf Tail:
“Was würdest du tun, wenn wir angegriffen werden? Dich mit deinen Fäusten wehren? Du hast ja nicht einmal eine Chance gegen mich, wie willst du es dann gleich mit 3 magischen Wesen aufnehmen? Das hier ist kein Spiel!”
Er hat es nicht wütend oder herablassend gesagt. Tail sieht ihn trotzdem wütend an. Was für Magie diese Wesen wohl beherrschen? Ich erinnere mich daran, wie Kyle Eis aus seinen Händen formen konnte. Vielleicht will ich es doch nicht wissen. “Ist ja gut, ich hab verstanden!” Was erlebe ich da gerade? Die beiden können wohl tatsächlich doch ‘normal’ miteinander reden?

“Wie weit ist es denn noch?” “Ich hab keine Ahnung!” Hääääääääääääääääääääh Geschockt schauen Tail und ich uns an. Ich dachte er würde wissen wo er uns hin hinführt?
“Wie du hast keine Ahnung? Du warst du schon einmal hier oder nicht?” Sag blos er hat sich verlaufen? Ich schaue mich um. Überall nur Bäume und Glühwürmchen. Jetzt, als ich genauer auf unsere Umgebung achte, bemerke ich auch viele verschiedene, gleich aussehende Pfade.
“Du machst nen Witz, oder?” Auch Tails Blick wandert in alle Richtungen. Unserem Führer scheint das sichtlich unangenehm zu sein:
“Klar war ich schon mal hier, aber man kann die Höhle der Fee nicht finden.. sie ändert immer ihren Standort.”.
“Achsooo und das hättest du nicht mal früher sagen können? Wie sollen wir denn dann jemals ankommen?” Dieses Mal bin ich diejenige, die Kyle böse anschaut. “Wie zum Teufel soll man denn eine Fee finden, die nicht gefunden werden kann?”
“Der Eingang offenbart sich schon wenn die Fee es will…”
“Wenn die Fee es will? Das kann ja Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern!!!” Frustriert kickt Tail einen Stein weg, dem ich hinterher sehe. Er hat recht. Vielleicht weiß die Fee gar nicht, dass wir sie suchen? Langsam meldet sich auch mein Bauch. Ich hatte seit heute Mittag nichts mehr gegessen. “Gibt es hier eigentlich was zu essen?” Die Jungs schauen mich an. Dann höre ich, wie auch Tails Bauch grummelt.
“Jetzt wo dus sagst, ich könnte nen ganzen Bär essen!” Ich lache. Das kann er er wirklich! Ich kenne niemanden der so viel auf einmal essen kann! Tails Bauch grummelt noch einmal. Dieses mal lauter. Sogar Kyle kann sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen.
“Zeit für das Baby zu essen?”
“Ey, kannst du es nicht endlich mal sein lassen? Das ist nicht witzig!”

Tja, das wars. Und schon wieder zanken sich die zwei. Hm.. Was war das? Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung wahr. Schnell laufe ich in die Richtung.
“Hey, wo willst du hin?” Tails stimme nehme ich nur teilweise wahr. Das, was ich eben gesehen habe… Kann es sein..!?
Ich knie mich nieder und lächle: “Du kannst ruhig raus kommen, wir tun dir nichts.”
Tail und Kyle waren inzwischen bei mir angekommen: “Was machst du da? Bist du jetzt völlig bekloppt?”
Für die beiden muss es so aussehen, als ob ich mit der Blume rede. Aber ich bin mir sicher, dass ich etwas gesehen habe! “Hört nicht auf ihn. Du brauchst keine Angst haben.”
Wieder nichts. Vielleicht habe ich mich doch geirrt? Nein! Erst schaut ein kleiner Kopf zwischen den Blumen hervor, dann ein ganzer Körper. Ein sehr kleiner Körper. Das kleine Wesen fliegt auf mich zu. Es sieht so aus, wie die Feen in meinen Kinderbücher. Ich strecke meine Hände aus, damit die Fee darauf landen kann, was sie auch gleich tut. Immer noch schaut sie mich skeptisch an.
Doch ich lächle: “Na, wer bist du denn?”
“Das gleiche könnte ich dich fragen!” Kritisch schaut das kleine Wesen von mir zu den Jungs. Bei Kyle bleibt ihr Blick hängen. Erschrocken weiten sich ihre Augen:
“HEY, du bist doch dieser Eistyp oder?”
“Eistyp?” Ich drehe mich zu Kyle um. Wieder scheint er geknickt zu sein. “Ich bin ein Eis MAGIER.”
“Jaja, wie auch immer. Was tut ihr denn hier? Ylang erwartet euch schon!”. Erleichterung macht sich in mir breit. Also weißt die große Fee, dass wir hier sind. Das ist doch schon einmal was. Ich schaue die kleine Fee traurig an: “Wir suchen gerade den Eingang der Höhle, aber dieser Eis-Typ”, böse schaue ich Kyle an: “hat vergessen wo er sich befindet!”. “Ich hab nicht vergessen wo er sich befindet!”
“Jajajajajajaja, keine Zeit für so was!!!” Die Fee schlägt mit ihren Flügeln und erhebt sich wieder in die Lüfte. “Schnell, kommt mit! Ich führe euch!”.
Ich stehe auf und schaue Kyle zufrieden an. So macht man das!
“Looooos gehts!! Ihang hat bestimmt auch was zu essen!” Motiviert folgt Tail der Fee.
“Sie heißt Ylang du Trottel!”

Wir folgen keinem Pfad mehr, sondern laufen quer durch den Wald. Nach ca. 15 Minuten fliegt die Fee nicht mehr vorwärts und wir stehen vor einem Höhlen Eingang. Von außen lässt nichts vermuten, dass darin ein mächtiges Wesen lebt. “Schnell, schnell! Rein mich euch!”. Unsere Führerin fliegt in die Höhle und wir folgen ihr. Wieder wird alles hell und ich muss meine Augen schließen. Das warme Gefühl, das ich hatte als das Medaillon mich berührte, kommt wieder in mir hoch. Es fühlt sich toll an. Als ich die Augen wieder öffne, befinden wir uns in einem großen Raum. So stelle ich mir einen Palastsaal vor. Es ist beeindruckend! Große, goldene Säulen stützen die Wände und sind symmetrisch zu einander angeordnet. In der Mitte ist ein großer Brunnen, in dem viele kleine Feen zu baden scheinen. Die kleine Fee, die uns hergebracht hat, fliegt nun ebenfalls zu dem Brunnen und begrüßt die Anderen, die sich offensichtlich sehr darüber freuen sie wieder zu sehen. Die Glühwürmchen von Wald sind auch hier anwesend. Sie leuchten in allen möglichen Farben und erhellten den Palast.
“Kyle, du bist spät! Ich dachte schon du kommst nicht mehr.” Die Stimme kommt von hinten und ich drehe mich um. Endlich treffe ich die große Fee. Ich bin so gespannt, was für eine Person sie ist. Sie muss Mächtig sein, keine Frage. In Gedanken stelle ich mir ein wunderschönes kleines Feenartiges Wesen mit einer Krone vor. Als ich mich umdrehe blicke ich in zwei goldene Augen. Sie steht direkt vor mir. Das soll die große Fee sein? Ich schaue zu Tail, der neben mir steht, um zu sehen, was er davon hält. Doch zu meiner Überraschung ist er komplett rot angelaufen und starrt die Fee richtig an. Ich verfolge seinen Blick, der nicht dem Gesicht de Fee gilt, sondern ihren großen Brüsten, die in ein viel zu engem Oberteil gequetscht sind. Ich werde rot und merke, wie Wut in mir aufsteigt. Sind denn alle Männer gleich?
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