03. Kyle, der Retter?

Verwirrt drehe ich mich um. Mindestens 5 Polizisten stehen hinter mir in der Gasse. Ihre Waffen sind gezogen und sie zeigen… auf MICH?
“Halt, dass.. dass ist ein Missverständnis!! Ich ….” “LANGSAM AUF DEN BODEN HABE ICH GESAGT!” “Hey Jeff, ist das da vorne Blut?” Der zweite Polizist deutet mit seiner Taschenlampe, die er in seiner zweiten Hand hält, auf das Mädchen hinter mir und holt tief Luft: “Großer Gott! Ist das… ein Mädchen was da liegt? Jeff, siehst du das?” Doch dieser Jeff wendet seinen Blick nicht von mir ab. “ICH ZÄHLE BIS 3, DANN SCHIEßE ICH! 1…”. Er macht ernst! Er will tatsächlich auf mich schießen! Dabei habe ich doch gar nichts gemacht!!!! Warum hören Erwachsene einem nie zu? “Halt, halt, ist ja schon gut”. Ganz langsam nehme ich die Hände hoch und knie mich auf den Boden. Kurz nachdem meine Knie den Boden berührt haben, stürmen die Polizisten auch schon auf mich zu. Der Polizist namens Jeff holt seine Handschellen raus und fesselt mich: “Auf frischer Tat ertappt! Du bist festgenommen! Alles was du sagst kann und wird gegen dich verwendet werden, hast du das verstanden, Junge!?”. Mit einem Ruck zieht er mich auf meine Füße. “ICH BIN UNSCHULDIG!! Ich wollte dem Mädchen doch nur helfen!!!” Er übergibt mich einem anderen, jüngeren Polizisten: “Endlich erwischen wir einen von denen! Abführen und gut aufpassen, Marc!” “Jawohl!” Der junge Polizist fasst mich grob am Arm und zieht mich aus der Gasse: “Hey, ich hab niemanden umgebracht, warum wollt ihr mir denn nicht zuhören!!! Das waren zwei andere Typen, die sind eben erst aus der Gasse verschwunden! Oh Mann, jetzt lass mich doch endlich los!” Mit einem Ruck versuche ich mich zu befreien, was ich aber gleich bereue. Der Polizist namens Marc packt mich noch fester am Arm: “Hey, ganz ruhig. Auf dem Revier kannst du dich erklären, okay? Mach einfach bis dahin das, was man dir sagt und alles wird gut. Wie heißt du denn?” Na, da hab ich ja nen richtig Netten erwischt. “Tail…” murmle ich und schaue ihn finster an. Er aber lächelt aufmunternd und drückt mich in den nächsten Polizeiwagen. Die Fahrt dauert nicht sehr lange. Ich habe noch ein paar Mal versucht, meiner Unschuld Ausdruck zu verleihen aber.. ich glaub echt, die wollen mich alle verarschen! Wenn ich die Leiche des Mädchens nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich ein Kamera Team erwarten, dass jeden Moment aus einer Ecke springt und “ÜBERRASCHUNG!” ruft. “Das war ein Scheeerz!” - Comedy Falle oder so. Am Revier angekommen werde ich in einen Verhörraum, jedenfalls nehme ich an, dass es einer ist, gebracht. Endlich werden mir auch die Handschellen abgenommen. Oh man, da hab ich mir ja wieder was eingebrockt… Die Minuten vergehen… Mimi ist bestimmt schon längst fertig. Hoffentlich wartet sie nicht vor dem Café auf mich! Mein Handy wurde mir leider abgenommen, so dass ich sie nicht einmal anrufen kann. Wie viel Uhr jetzt wohl ist? 8? 9? Gegenüber von mir ist ein Spiegel. Ich kenne so etwas schon von diversen Filmen. Bestimmt hocken Jeff, Marc und wie die alle heißen dahinter, beobachten mich und überlegen sich eine Strategie. Eine Strategie, um mir ein Geständnis zu entlocken. Verschwörungs Theorien machen sich in meinem Kopf breit. Vermutlich habe ich einfach nur zu viel Fernsehen gesehen. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit, die Augen fallen mir schon beinahe zu, öffnet sich endlich die Türe. Sofort bin ich wieder hellwach und springe auf: “NA ENDLICH! Ich bin unschuldig, sie dürfen mich nicht…”, ich unterbreche mich selbst und schaue verwundert in das Gesicht eines großen, schwarzhaarigen Junges in meinem Alter. “Kyle?” Das ist wirklich der letzte Typ auf der Welt, den ich jetzt sehen möchte. |
2 Stunden früher, kurz nach 19 Uhr, am Café, in dem Mimi arbeitet.

Mein Standpunkt ist perfekt. Hier kann ich in Ruhe alles beobachten, ohne wirklich gesehen zu werden. Ich liege auf dem Dach des Gebäudes, das gegenüber eines Café´s steht und strecke mich leicht. Schon seit gut 3 Stunden halte ich hier Wache. Zuerst stehend, inzwischen liegend. Aber alles ist ruhig, die Straße fast leer. Scheinbar hatten die Männer heute ein anderes Ziel…
Ein paar einzelne Leute gehen am Café vorbei. Lachend und in guter Stimmung. Konzentriert beobachte ich sie. Nein. Von denen geht eindeutig keine Gefahr aus. Ich widme mich wieder dem Café und da kommt sie endlich raus: das Mädchen, auf das ich gewartet habe. Lautlos und schnell richte ich mich auf. Das blonde Mädchen kommt mit einer etwas älteren Dame, wie ich wusste die Besitzerin des Cafés, raus. Letztere schließt die Tür ab, verabschiedet sich und läuft die Straße runter. Das Mädchen bleibt neben der Tür stehen, schaut nach links und rechts und danach auf ihre Uhr. Auch ich wage einen kurzen Blick nach links und rechts. Wo war dieses Baby? Wollte er sie nicht abholen? Ich kneife meine Augen zusammen. Ich dachte mir schon, dass auf den kein Verlass ist. “Wo bleibt der?” murmelnd schaue ich wieder auf die Straße. Die Minuten verstreichen. Erst 5, dann 15 und dann 30. Auch Mimi, so heißt das Mädchen, tritt inzwischen ungeduldig von einem Bein auf das Andere. In der Ferne höre ich Sirenen. Polizei Sirenen. Haben sie woanders zugeschlagen? Vermutlich. Als ich von unten Stimmen höre, wandert mein Blick wieder zu Mimi. “Heeeeeeeeeey Schneckeeeeeeeeeeeeeeee, was macht denn so ein hübsches Ding wie du ganz allein hier?”. Drei Männer kommen auf das Mädchen zu und begaffen sie. “Ich warte auf jemanden!”, höre ich Mimi antworten. Es ist offensichtlich, dass sie sich alles anderen als wohl fühlt. “Du verdammter Trottel, jetzt komm endlich!”, zischend schaue ich auf meine Uhr. 19:45 Uhr. Es ist noch zu früh, um mich zu offenbaren. Ich muss erst sicher sein, dass…. “Ooooh du kannst aufhören mit warten, ich bin ja jetzt da, Schneckeee!” Die zwei Kerle hinter dem Sprecher lachen laut und die Männer torkeln weiter auf Mimi zu. Alle haben offensichtlich etwas getrunken und scheinen nicht mehr sie selbst zu sein. Ich seufze. Und das um die Uhrzeit. Eigentlich sollte man davon ausgehen können, dass so etwas hier nicht passiert. Was soll ich jetzt tun? Mimis Hand gleitet langsam in ihre Tasche. “Ich will nichts von euch, also lass mich in Ruhe!”. Sie geht zwei Schritte zurück. Sie hat Angst. Ich stelle einen Fuß auf den Rand des Flachdaches, auf dem ich mich befinde, bereit um ihr zu helfen. Ich hab wohl keine andere Möglichkeit. Gefallen tut mir das nicht. “Du willst vielleicht nichts von uns, aber wir vielleicht von dir! Rob, wie wärs mit ein bisschen Spaaaaaaaaaaaaaaaass?” Die 3 stehen nun genau vor Mimi, so dass sie keine Ausweichmöglichkeit hat. Langsam wird es brenzlig. Doch als ich genauer hinsehe, sehe ich … ein Lächeln? Warum lacht sie? Weiß sie denn nicht, in welcher Situation sie sich befindet? “Ich warne euch, wenn ihr nicht geht, muss ich euch weh tun!”. Immer noch halte ich mich bereit, um jeder Zeit eingreifen zu können. Wenn ihr jetzt was passiert, war alles umsonst. Rob und seine zwei Freunde lachen Mimi aus. “Mädel, als ob wir Angst vor dir haben! Komm, zeig uns doch, was unter deiner süßen Uniform ist. Du willst es doch auch!!”, doch bevor Rob auch nur einen Schritt weiter auf sie zugehen kann, zieht Mimi ein Spray - ein Pfefferspray? - aus ihrer Tasche und sprüht damit den 3 direkt in die Augen. “SCHEIßE DAS BRENNT!” “MEINE AUGEN” “DU VERDAMMTE SCHLAMPE!” “Ich hab euch gewarnt!” Ich habe vorhin gedacht, sie sei aus Angst zwei Schritte zurück gegangen. Das stellt sich jetzt aber als Irrtum heraus. Scheinbar hat sie sich einen sicheren Stand gesucht, denn jetzt geht sie leicht in die Knie, verlagert ihr Gewicht nach hinten und kickt mit ihrem vorderen Bein genau in die Weichteile von Rob, der schreiend und jammernd zu Boden geht. Die anderen Kerle, die immer noch versuchen, das Spray aus ihren Augen zu wischen, bekommen ebenfalls noch jeweils einen Tritt ab und gehen ebenfalls beide jammernd zu Boden. Ich muss zugeben, dass war nicht schlecht. Grinsend beobachte ich, wie Mimi nochmal kurz zurück schaut und dann schnell den Weg in Richtung Bushaltestelle geht. Ich springe vom Dach und lande auf meinen Füßen - genau vor den 3 Kerlen. “Tja, da habt ihr euch wohl das falsche Girl ausgesucht.” Ich wusste nicht, dass sie Selbstverteidigung kann.. Warum hat sie das nicht schon heute morgen angewendet, als ich sie in der Schule fest gehalten habe? Unauffällig und leise verfolge ich sie. Als wir in eine belebtere Straße einbiegen, schnappe ich Bruchstücke von Sätze auf: “... lag ihn ihrem eigenen Blut…” “... und der Täter soll noch nicht einmal richtig erwachsen sein…” “... eventuell auch vergewaltigt…” “... und so etwas hier, ganz in der Nähe!” “...das Schwein gehört kastriert und ….” “... wieder blond und jung. Bestimmt wieder SHAD…” Jeder kann eins und eins zusammen zählen. Die Sirenen haben wohl wirklich zu Polizeiautos gehört und die Männer haben tatsächlich wieder zugeschlagen. Zum Glück nicht dort, wo ich es vermutet habe. Da es sich so schnell herum gesprochen hat, muss es hier in der Nähe gewesen sein, was bedeutet, dass die Männer eventuell noch in der Gegend sind. Und was diesen Jungen betrifft.. “Wie lange willst du mich eigentlich noch verfolgen? Und was machst du überhaupt hier, Kyle? Reicht es noch nicht, dass du mich in der Schule nervst?” Scheiße, ich war unvorsichtig gewesen. Beinahe wäre ich in Mimi rein gelaufen, die mich wütend anschaut. Zu sehr habe ich mich auf die Gespräche der Menschen um uns konzentriert. Ich darf noch nicht auffliegen. Aber vielleicht ist das auch die beste Chance, die ich bekommen kann? Ich setze ein selbstbewusstes Lächeln auf: “Ich hatte mich mit Tail ein wenig unterhalten und da er dich nicht abholen kann dachte ich, ich schau mal nach meiner Süßen”. Ich muss sie verunsichern. Und das scheint zu klappen, denn ihr Gesichtsausdruck ändert sich: “Was hast du mit Tail angestellt? Wo ist er?”. Ich nähere mich ihr leicht und sie weicht keinen Schritt zurück. Als ich so weit vor ihr stehen, dass sich unsere Nasen fast berühren, beuge ich mich zu ihrem Ohr. Sie zuckt leicht, bleibt aber stehen. “Wenn du willst bring ich dich zu ihm, aber dann musst du mir auch einen Gefallen tun.”. “Ihm geht es doch gut oder? Er hat mich noch nie versetzt…” Ihre Stimme wird leiser, so dass ich sie nicht mehr verstehe. Ich richte mich wieder auf und schaue ihr ernst in die Augen. “Wenn er in der Verfassung bleibt, in der er sich momentan befindet, wird er dich nie wieder abholen können”. Wer weiß schon wo er wirklich ist. “Du lügst doch! Ich glaub dir nicht!!”. Ich gehe an ihr vorbei. “Tse, dann eben nicht, mach doch was du willst! Aber jammer mich später nicht voll!”. Das hat gewirkt. Nach ein paar Schritten höre ich, wie sie wieder hinter mir steht: “WAS für einen Gefallen?”. Ich bleibe stehen und grinse. Da ich mit dem Rücken zu ihr stehe, sieht sie das natürlich nicht. Ich bin einfach gut. Ohne mich um zudrehen antworte ich: “Ich suche auch jemanden und ich denke, dass du mir dabei helfen kannst ihn zu finden. Machst du das, mit allem was in deiner Macht steht?”. Ich höre ein erleichterndes Aufatmen und muss mich jetzt doch umdrehen. Vor mir steht sie. Erleichtert schaut sie mich an. Warum erleichtert? Sie kichert, vermutlich weil ich sie momentan ziemlich verwirrt anschaue. “Haha, schau nicht so! Ich dachte schon du willst irgendwas perverses!” Wie denkt sie eigentlich über mich... Sie wird wieder ernst: “Wen suchst du denn?”. Ich schaue auf die Uhr. 20:30 Uhr. “Für das haben wir jetzt keine Zeit. Komm mit!”. Ich drehe mich wieder um und laufe los. “Heey, nicht so schnell! Ich komm ja kaum hinter her! Was ist jetzt mit Tail ? Ich hab gesagt ich helfe dir, wenn du mir sagst wo Tail ist! Und was du mit ihm gemacht hast! Und außerdem..” Endlich sind wir angekommen. Die Gegend ist verlassen, dunkel und ruhig. Genau das, was ich wollte. Mimi scheint vor lauter Fragen stellen nicht aufgefallen zu sein, wo wir hingelaufen sind. Ruckartig bleibe ich stehen, drehe mich blitzschnell um, halte sie fest und drücke sie gegen die nächste Hauswand. Überrascht und geschockt schaut sie mich an. Hilflos. Ausgeliefert. Ich liebe dieses befriedigende Gefühl, das sich breit macht, wenn man die komplette Kontrolle über jemanden hat. “Was...was…Kyle, lass mich los! Das hatten wir doch schon! Was soll das schon wieder? Willst du mich verarschen?” Ich konzentriere mich und Eis kommt aus meinen Händen. Ich friere Mimis Hände und vorsichtshalber auch ihre Füße damit fest. “Was...was… woher kommt das Eis? Wie.. wie hast du das gemacht?” Jetzt muss ich doch lächeln. “Du hast ziemlich viele Fragen auf einmal. Hör zu, es geht schnell und tut nicht weh. Bleib einfach ruhig!” “Tut nicht weh.. warte? Was hast du vor?” Ich seufzte und ziehe dann mit einem Ruck ihr Oberteil hoch. Das muss Mimi ja falsch verstehen. Die Röte steigt ihr ins Gesicht und sie fängt an zu schreien. Unbeirrt krame ich in meiner Tasche und hole ein Medaillon raus. Es ist klein, silbern und kaputt. Die Hälfte des Medaillons scheint weg gebrochen zu sein. Die wichtigere Hälfte.. Auch Mimi, die endlich aufgehört hat zu schreien, schaut auf das Medaillon: “Was.. was hast du vor?” Als ich mich Mimi nähere, sodass wir uns fast berühren, leuchtet das Medaillon leicht auf. “Also war es heute morgen doch kein Zufall..” murmle ich. “Zufall? Wovon zum Teufel redest du eigentlich?”. “Ich schaue Mimi ernst in die Augen, die daraufhin noch röter wird, aber meinem Blick stand hält. Jetzt oder nie. Ich lege das Medaillon auf ihre nackte Brust. Mimi zuckt leicht und möchte was sagen, wird dann aber von einem übermächtigen roten Leuchten des Medaillons zum Schweigen gebracht. Wir starren beide auf das Licht. Es ist wie bei mir… Kurz kommen die Erinnerungen an meine erste Berührung mit dem Medaillon hoch. Dann, so plötzlich wie es angefangen hat, hört es auf zu leuchten. “Sie ist also tatsächlich einer der 2 Ritter und das Medaillon hat es bestätigt, wie Ylang es gesagt hat”. Ich nehme das Medaillon wieder von Mimis Brust und betrachte es genauer. Es scheint nun wieder ein ganz gewöhnlicher Gegenstand zu sein. Mimi hängt schlaff da. Sie ist ohnmächtig, also scheint es geklappt zu haben. Ich lächle leicht. Sie sieht echt heiß aus. Ich betrachte noch einen Moment ihre straffen Titten, ziehe dann ihr Oberteil wieder runter und befreie sie von dem Eis. Heute morgen in der Schule, als ich an ihr vorbei laufen wollte, hat das Medaillon ebenfalls schon reagiert. Allerdings um einiges schwächer wie eben. “Ich muss sie zu Ylang bringen.” Mit einem Ruck werfe ich das ohnmächtige Mädchen über meine Schulter. Doch ich bin noch keine 10 Schritte gegangen, vernehme ich ein leichtes stöhnen. “Na, wieder wach?”. Ich halte an und setze sie auf dem Boden ab. Verwirrt schaut sie mich an: “Was...was war das? Was ist da eben passiert? Das Medaillon…?”. “Ich werd dir alles erklären. Aber dazu müssen wir zu Ylang. Von ihr stammt dieses Medaillon.”. “Ylang? Klingt ausländisch..”. “Ylang ist eine große Fee…” “Eine FEE? Eine echte Fee? Du machst dich doch lustig über mich!”. Oh je, dass wird ein langer Weg… Ungeduldig ziehe ich Mimi hoch, sodass sie wieder auf zwei Beinen steht. “Wir müssen uns beeilen! Komm einfach mit, dann wirst du schon sehen…” Ich laufe weiter. Hoffentlich kommt sie jetzt endlich. Ich kann es nicht riskieren, dass die Männer sie jetzt noch finden. “Hey, und was ist mit Tail?”. Ich atme genervt ein und aus und bleibe wieder stehen: “Das ist jetzt unwichtig, dem gehts bestimmt gut! Ich hab nur geblufft! Komm jetzt…” “NEIN!” “Nein?” Ich drehe mich zu ihr um und laufe wieder auf sie zu. “Hör zu, du bist hier nicht sicher. Wir müssen zu Ylang! Sonst könnte es sein, dass die Welt, die du kennst, bald nicht mehr existiert, verstehst du!” “Ist ja gut, ich wunder mich auch gar nicht mehr über die komischen Sachen, die du sagst, aber ich komme nur mit dir mit, wenn Tail dabei ist. Das schuldest du mir!” So ein Sturrkopf! “Ich schuld dir gar nichts!” Ich könnte sie mit Gewalt mit nehmen.. Aber Ylang würde das bestimmt nicht gefallen. “Na gut, dann holen wir Tail eben, aber dann bist du ruhig und kommst mit okay?” Mimi schaut mich lächelnd an: “Alles klaaaaar”. Komisches Mädchen. Ich bringe sie zu meiner Wohnung, die ganz in der Nähe ist. Sie ist klein, kärglich eingerichtet und nichts besonderes. “Das ist also deine Wohnung?” Mimi schaut sich um und setzt sich dann auf mein Bett, dass in der Mitte des Raumes stehst. “Nett…”. Ich ignoriere sie: “Du bleibst hier, ich hole Tail! Verlass dieses Zimmer auf keinen Fall, hast du verstanden?”. Mürrisch schaut sie mich an. Ich habe mir schon gedacht, dass ihr das nicht gefällt. “Ich will aber mit! Ich will nicht hier bleiben!”. Ein tiefer Seufzer entweicht meiner Kehle. Womit habe ich das eigentlich verdient? Ich gehe zum Fenster und schaue raus. Keine Menschenseele ist zu sehen.. Hoffentlich hat uns vorhin niemand beobachtet… Ich lasse die Jalousien runter. Nun gut, sie lässt mir wohl keine andere Wahl. Ich kann es unmöglich riskieren, dass ihr etwas passiert, bevor sie bei Ylang ist. Als ich so stehe, dass Mimi nur meinen Rücken sieht, fülle ich eine kleine Spritze mit einem Schlafmittel. Dann drehe ich mich um, lächle, gehe auf sie zu und als ich ihr so nah bin, dass ich ihren Atem spüren kann, bleibe ich stehen und beuge mich zu ihr runter. Sie wird wieder rot, weicht aber nicht zurück. “Du willst also mit kommen?” “Ja!” “Und du würdest auf keinen Fall hier bleiben?” “Nein!” “Dann lässt du mir keine andere Wahl…” Ich packe sie an ihren Armen und Küsse sie. Ihre Augen weiten sich. Zuerst wehrt sie sich, dann erwidert sie den Kuss sogar leicht. Tse. Mit meiner freien Hand stoße ich ihr die Spritze in den Hals. Sie schreit kurz auf und stoßt mich weg. “WAS SOLL DAS? Was hast du mir da gegeben??” Ich schau sie kühl an: “Eine Schlafmittel. Es müsste ca. 2 Stunden wirken. Genug Zeit, damit ich Tail holen kann und mir keine Sorgen um dich machen muss. “Wa..” zu mehr kommt sie nicht. Ihre Augen fallen zu und sie fliegt nach hinten auf mein Bett. Ich werfe meine Decke über sie und verlasse das Haus. Die Hauptfrage ist: Wo ist dieses Baby? Daheim ist er bestimmt nicht, sonst hätte er Mimi abgeholt. Ein Junge der nicht mal volljährig ist… Das hat die Passantin vorhin gesagt. Die Männer der Organisation sind, soweit ich weiß, alle volljährig. Und ich habe Tail heute Mittag noch in der Stadt gesehen. Während ich nachdenke, tragen mich meine Füße Richtung Stadt. Der Ort, an dem der Mord an der jungen Frau geschehen ist, habe ich schnell gefunden. Noch immer sind viele Polizisten, aber auch viele schaulustige Passanten dort. “Hier ist ja richtig was los” murmelnd versuche ich, näher an das Geschehen zu kommen. Versteckt hinter einem Polizeiauto sehe ich dann endlich zwei Polizisten, die sich über das Geschehene unterhalten. Ich schleiche mich noch ein wenig näher ran und belausche sie: “Jeff, denkst du wirklich der Junge wars?” Der Polizist namens Jeff nimmt einen großen Schluck aus seinem Kaffeebecher: “Ich weiß es nicht, ich denke gar nichts, bevor ich den Jungen nicht verhört habe. Tatsache ist, dass er allein mit der Leiche in der Gasse war. Das Mädchen war halbnackt und der Junge hatte seinen Hosenstall offen. Das spricht schon für sich. Vielleicht ist er aber auch nur irgendein Perverser. Ah, da ist Marc, vielleicht gibts ja schon was Neues.” Er stellt seinen Becher ab und winkt in Marcs Richtung: “Hey Marc, hast du den Jungen auf dem Revier abgeliefert? Wissen wir schon was genaueres über ihn?”. Der junge Polizist kommt näher, holt ein kleines Notizheft raus und liest vor: “Der Name des Jungen ist Tail Crash. Er wohnt bei seinen Eltern, ist 18 Jahre alt und hat bisher keine Vorstrafen.” Er klappt sein Buch zu: “Ich hab ihn in den Verhörraum 3 gebracht.”. “Sehr gut, danke! Dann werde ich mich mal auf den Weg machen.” Er läuft in Richtung Tatort davon. Tail Crash. Bingo. Was macht dieser Trottel eigentlich? Jetzt muss ich nur noch vor diesem Jeff im Verhörraum sein. Mithilfe meiner Eismagie schaffe ich es, rechtzeitig auf dem Revier zu sein. Nur wenige Polizisten befinden sich dort, die meisten scheinen draußen am Tatort zu sein. Es ist nicht schwer, ins Gebäude rein zu kommen und schnell habe ich Verhörraum Nr. 3 gefunden. 2 Türen führen hinein. Ich öffne zuerst leise die erste Tür und spickle hinein. Keiner da. Ich trete ein und muss grinsen. Durch eine Scheibe hindurch sehe ich Tail auf einem Stuhl sitzen. Seine Augen fallen ihm schon fast zu. Babys sollten ja auch eigentlich um die Uhrzeit schon im Bett sein. Ich mache kehrt, verlasse den Raum und öffne die nächste Tür. Tyle springt von seinem Stuhl auf: “NA ENDLICH! Ich bin unschuldig, sie dürfen mich nicht…Kyle?”. “ Ich hol dich hier raus aber wir müssen uns beeilen.” Einen Blick in den leeren Gang hinter mir beruhigt mein Gefühl, beobachtet zu werden, etwas. Tail steht immer noch angewurzelt vor mir und bewegt sich nicht:” Jetzt komm schon!” Ich packe ihn am Arm, aber er schlägt meine Hand weg. “Spinnst du? Ich kann doch nicht einfach abhauen!? Und warum sollte ich DIR irgendwas glauben?” Immer das gleiche Spielchen. Ich seufze. “Wenn du es schon nicht für mich tust, dann tue es doch für Mimi. Die liegt Ohnmächtig auf meinem Bett.” Ich schaue mich im Raum um und weiß endlich, warum ich mich so beobachtet gefühlt habe. Eine Kamera. Hätte ich mir ja denken können. Jetzt aber schnell! Ich wende mich wieder Tail zu, setzte meinen fiestesten Gesichtsausdruck auf und füge hinzu: “Und ich weiß nicht, ob ich mich noch einmal beherrschen kann, wenn ich allein zurück gehe.” Das hat gewirkt. Tail stürmt auf mich zu und packt mich am Kragen. “Wehe du hast ihr was angetan!”. Immer gleich so impulsiv. Und so vorhersehend. “Komm mit, dann kannst du sie selbst fragen”. Ich befreie mich aus seinem Griff, stoße ihn ein bisschen nach hinten, zeige mit meiner Handfläche Richtung Kamera und vereise sie. Jetzt ist eh alles egal. “Wie hast du das gemacht?” Tail steht mir offenem Mund da. “Ich bin ein Eismagier. Komm mit, dann erkläre ich es dir.” Geräusche auf dem Gang sagen mir, dass wir nicht mehr viel Zeit haben. Ich konzentriere mich und gefriere die Wand vor mir zu Eis. Dann forme ich aus Eis einen Hammer und schlage sie ein. Unser Weg in die Freiheit. Zum Glück war das eine Außenwand. Als ich schon halber draußen bin bemerke ich, dass Tail immer noch wie angewurzelt da steht. Oh man…. Ich gehe zurück, packe ihn am Arm und ziehe ihn mit. Gerade rechtzeitig, denn kaum haben wir den Raum verlassen, stürmen 4 Polizisten, darunter auch Jeff, in den Raum:” HEY, Halt! Bleibt stehen!” Dann bleiben alle 4 erstaunt stehen. “Wo ist die Wand? Was geht hier eigentlich vor?”. Ich nutze den Moment und verschwinde mit Tail in Richtung meiner Wohnung. Was für ein Scheiß Tag. |
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