07.Hartes Training

Mimi Toyama

Oh nein, oh nein, oh nein, oh nein!! Habe ich Kyle getroffen? Nachdem ich das schwere Schwert in der Hand gehalten habe fühlt sich das Rapier so leicht an, dass ich beim Vorstoßen viel zu viel Kraft verwendet habe. Gleichzeitig habe ich total vergessen, dass Kyle ja noch direkt vor mir steht. Ohne auf irgendwas zu achten, habe ich mit dem Rapier vorgestoßen - genau in seine Richtung. Ist er noch rechtzeitig ausgewichen? “Ups...Sorry! Ist alles okay?” Besorgt lasse ich das Rapier fallen und gehe schnell auf Kyle zu. Er antwortet mir nicht, sondern scheint durch mich hindurch zu schauen. Na toll. Ignoriert er mich jetzt? Bestimmt ist er sauer… Warum habe ich denn auch einfach zugestoßen? Wie peinlich!!! Mit meiner rechten Hand stupse ich Kyle leicht an:
“Erde an Kyle? Ich hab dich doch nicht etwa getroffen, oder?” Endlich scheint er zu registrieren, dass ich genau vor ihm stehe. Sein Blick begegnet meinem, doch ich kann seinen nicht deuten. Er verzieht keine Miene. Wie gerne würde ich wissen, was er momentan denkt. Bestimmt hält er mich für eine totale Versagerin. Kyle seufzt, was meine Gedanken nur noch bestätigen. Bedrückt schaue ich Richtung Boden und sehe die schnelle Bewegung, mit der Kyle nach meinem Handgelenk greift kaum. Er zieht mich an sich und verwirrt schaue ich nach oben: “Aah, hey!?” Seine Augen blicken direkt in meine.. Schon wieder zieht dieses unendlich schwarz mich in den Bann. Ich werde rot und mein Puls wird schneller. Verdammt, warum reagiere ich so auf ihn? Hoffentlich hört er meinen Puls nicht! Ich will schnell wegschauen aber Kyles zweite Hand hält mein Kinn fest, sodass ich ihn weiter anschauen muss. Ich merke, wie mir die Hitze in Gesicht steigt:
“Kyle, was soll das?”.
“Nun, ich finde dafür, dass du mich beinahe aufgespießt hast, steht mir eine Entschädigung zu, denkst du nicht auch?”

Er nähert sich meinem bestimmt schon hochroten Gesicht. “Ei...eine Ent..Entschädigung?”
Warum stottere ich? Mein Puls rast noch schneller. Ist das überhaupt möglich? Seine Augen fixieren immer noch meine. Nur noch wenige Millimeter trennen seine Lippen von meinen. Die Zeit scheint still zu stehen. Oh nein, oh nein, oh nein. Ich hatte oben bei Ylang schon Angst, dass genau so etwas passieren würde. Sie hat mich dann zwar beruhigt, aber.. warte! Was hat sie gleich nochmal gesagt? Ich versuche die Leere aus meinem Kopf zu verdrängen und mich an Ylangs geflüsterte Worte zu erinnern. Auch wenn es mir unendlich schwerfällt, meine Augen abzuwenden, schließe ich sie. Hoffentlich sind es die richtigen Worte!
“Iniziare difesa”.
Kyles Augen weiten sich überrascht. Als ich die Worte flüstere, berühren sich kurz unsere Lippen. Dann geht alles ganz schnell . Ich spüre eine Kraft in mir aufkommen, meine Hände - nein, mein ganzer Körper - ist kurz von einem blauen Licht umgeben und Kyle wird mit voller Wucht an die nächste Wand geschleudert und landet vor dieser auf dem Boden.

Wie ist das möglich? Habe ich gerade wirklich Magie gewirkt? Ich starre auf meine Hände und dann auf Kyle, der sich langsam aufrichtet und den Blick nicht von mir abwendet. Wieder wird mit ganz heiß. Wie kann ein einziger Blick von ihm nur so etwas bewirken? Ich weiß nicht genau, wie ich seine Augen deuten kann, aber kann es sein, dass es ein bisschen Anerkennung ist, was ich sehe?
“Ylang”. Sein Blick verändert sich und er kommt wieder auf mich zu. Von Anerkennung ist jetzt nichts mehr zu sehen. Habe ich mir das nur eingebildet?

“Das hat sie dir vorhin also zugeflüstert. Iniziare difesa, oder auch Abwehr starten. Das hätte ich mir wirklich denken können.”
In einem, wie ich finde, angemessenem Abstand zu mir bleibt er stehen.
“Ich bin wirklich überrascht! Für das erste Mal, dass du Magie mit Worten anwendest war das schon ziemlich gut...”
Er hat mich tatsächlich gelobt. Das hätte ich niemals erwartet! Stolz lächle ich.
“... aber…”
Nein! Warum gibt es eigentlich dieses Wort? Aber macht immer alles kaputt!
“..wie du siehst hat weder die Wand noch ich einen Kratzer abbekommen. Wenn ich ein Feind wäre, könnte ich dich jetzt schon wieder angreifen. Wenn du Magie anwendest, solltest du dich auch voll und ganz auf diese konzentrieren. Du darfst die Worte nicht einfach nur flüstern, du musst sie laut und deutlich sagen! Du musst sie verinnerlichen und spüren!”

Ich lege meinen Kopf schief.
“Spüren? Wie spürt man denn Worte?”
Frech grinst er mich an: “Wenn du mich eben nicht unterbrochen hättest…”
Wieder kommt er einen Schritt auf mich zu doch bevor er mich berührt, blitzt ein Schwert an seinem Hals auf. Verwirrt schaue ich zum anderen Ende des Schwertes: “Tail!?!?!?” Erleichterung, Freude und Verwirrung machen sich in mir breit. Ich habe ihn überhaupt nicht gesehen und das, obwohl der Eingang zum Raum genau hinter Kyle liegt. Letzterer grinst immer noch, das Schwert an seiner Kehle scheint ihn überhaupt nicht zu stören:
“Na Dornröschen, gut geschlafen?” Ein Knurren dringt aus Tails Kehle.
“Sei lieber still und lass endlich deine Finger von ihr!”
“Sonst was?”
“Sonst schlitze ich dir die Kehle auf!”. Wenn nichts passiert eskaliert das Ganze hier noch. Sollte ich nach Ylang rufen?

Ein Lachen erfüllt die Stille und verwundert schaue ich von Tail zu Kyle. Er hat ein Schwert am Hals! Wäre ich in seiner Position würde ich wohl eher weinen. Auch Tail schaut verwirrt zu seinem Gegner.
“Warum lachst du so dumm? Das war kein Witz!”
“Du kannst vielleicht mit jeder Waffe umgehen, die du in den Händen hältst, aber das heißt noch lange nicht, dass dein Körper trainiert ist oder du auch nur den Hauch einer Chance gegen mich hast.”
Bevor Tail reagieren und ich zwinkern kann, hebt er seine Hand, greift nach dem Schwert und vereist es.
“Scheiße!” Als das Eis den Griff erreicht, lässt Tail das Schwert los und es fällt zu Boden. Langsam macht er einen Schritt zurück.

“Es gehört mehr zum Kämpfen als eine Begabung für Waffen. Selbst wenn du eine Waffe kontrollieren und verwenden kannst solltest du deinen Gegner nie unterschätzen und immer im Auge behalten.”
Zum Glück können Blicke nicht töten, sonst wäre mein Trainer jetzt nicht mehr unter den Lebenden. Ich mustere Tail von oben nach unten. Er lebt! Und er ist wach! Gott sei Dank! Nachdem er umgekippt ist, habe ich wirklich schon das Schlimmste erwartet! Wie konnte er nur so dumm sein und sein Leben aufs Spiel setzen? Was soll ich denn ohne ihn tun? Erleichterung überkommt mich und schnell laufe ich an Kyle vorbei zu Tail und umarme ihn.
“Hey, ist alles in Ordnung mit dir?” Sein wütender Blick wird sanft, als er auf mich schaut.
“Das sollte ich ja wohl er dich fragen! Immerhin bist du vorhin fast gestorben!”
Tail lacht und zwinkert mir zu: “Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht. So schnell werdet ihr mich nicht los.”
“Tue so was bitte nie wieder!!! Was hast du dir nur dabei gedacht?”

Langsam löse ich mich wieder von meinem besten Freund und drehe mich zu Kyle um, der inzwischen das nicht mehr vereiste Schwert aufgehoben hat und Tail entgegenstreckt.
“Bist du fit fürs Training?”
“Aber sicher, was denkst du denn?”
Irritiert schaue ich zwischen den beiden her und beobachte, wie Tail grinsend das Schwert entgegennimmt. Habe ich was verpasst? Eben wollten sie sich doch noch gegenseitig umbringen! Kyles Hand leuchtet kurz auf und kurz darauf hält er ein Schwer aus Eis in der Hand.
“Dann zeig mal, was du draufhast!”
Immer noch verwirrt starre ich zwischen den Beiden hin und her. Dann spüre ich nur noch einen Windhauch und schon greift Tail den Eismagier mit seinem Schwert an. Dieser pariert den Schlag gekonnt mit seinem Eisschwert und startet sofort einen Angriff, den Tail aber kontert. Ein Schlag folgt dem Nächsten und die Beiden werden dabei immer schneller.

Erstaunt betrachte ich die Beiden. Hammer! Ich habe so etwas noch nie gesehen. Die Beiden sind inzwischen so schnell, dass ich die Schwerthiebe mit bloßem Auge nicht mehr erkennen kann.
“Unglaublich, nicht wahr?” Erschrocken zucke ich zusammen. Ylang steht neben mir und lächelt.
“Der Stein scheint gut zu wirken.”
“Das ist also die Macht des Steines?” Kyle und Tail trennen sich und stehen nun beide mit geringem Abstand wieder gegenüber. Doch während dem Magier nichts anzusehen ist, keucht Tail vor Anstrengung. Schweiß hat sich auf seiner Stirn gebildet. Ein Grinsen schleicht sich auf Kyles Gesicht: “Gar nicht schlecht für einen Anfänger. Aber deine Ausdauer lässt zu wünschen übrig.”
“Du wirst gleich sehen, was ich für ne Ausdauer habe!” Wieder sprintet mein bester Freund nach vorne und greift seinen Gegenüber an.
Ylang lacht: “Ich glaube, dass kann noch eine Weile so weitergehen.”

Wieder schenken sich die beiden Kontrahenten nichts. Wirklich erstaunlich, wie gut Tail plötzlich mit einem Schwert umgehen kann. Gut, ich habe ihn zuvor noch nie mit einem Schwert gesehen, nur mit einem Holzstock, aber ich glaube nicht, dass er jemals so gekämpft hat. Der Stein scheint wirklich stark zu sein! Aber auch Kyle ist unglaublich. Nicht nur, dass er seine Magie perfekt beherrscht. Auch mit dem Schwert macht ihm so schnell keiner was vor. Er ist noch nicht mal außer Atem! Bedrückt schaue ich auf meine Hände. Im Vergleich zu den beiden bin ich ein niemand. Was kann ich schon groß? Meine Magie beherrsche ich noch nicht richtig und mit dem Schwert war ich mehr als schlecht…

“Hmm, wenn die beiden Jungs trainieren, sollte ich mich vielleicht deiner annehmen?”
Als ich aufblicke, sehe ich Ylangs aufmunterndes Lächeln. “Du willst mich trainieren?”
“Nun, mit einem Schwert oder Rapier,” ihr Blick wandert kurz zu der Waffe auf dem Boden, “kann ich nichts anfangen. Aber was Magie angeht…”
“Du meinst, du kannst mir noch mehr Sachen beibringen wie Iniziare difesa?” Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, leuchten meine Hände und Energie schießt durch meinen Körper. Bevor ich realisiere, was gerade passiert, stoße ich eine Energiewelle ab - genau auf Kyle und Tail zu, die beide von dieser erfasst und gegen die Wand geschleudert werden.
“Ups... “
Verdammt. Mach ich denn alles falsch? Besorgt laufe ich schnell auf die Beiden zu: “Tut mir leid! Geht´s euch gut?”
Tail steht langsam auf und hebt eine Hand an seinen Kopf.
“Mensch, was war das denn? Ich fühle mich, als hätte ein LKW mich überrollt…:”
Kyle steht schon wieder und schaut mich genervt an.
“Sorry!!!!” Neben mit lacht die Fee laut los.
“Ja, ich glaube, da sollten wir wirklich Hand anlegen. Folge mir!” Elegant dreht sich Ylang um und verlässt den Raum. Mit einem entschuldigenden Blick betrachte ich noch einmal kurz die beiden Jungs und folge ihr dann. Bevor ich den Raum verlasse, höre ich Kyles spöttische Worte:
“Willst du nicht mal wieder aufstehen? Oder bist du schon so müde, dass du eine Pause brauchst?”
“NIEMALS!” Kurz darauf ist das Geklirre von Schwerter zu hören.

Nach wenigen Minuten bleibt Ylang vor einer Türe stehen.
“Was du gleich siehst ist ein Raum, der speziell für Magier errichtet wurde. Es ist ein heiliger Ort, weswegen wir uns bevor wir ihn betreten reinigen müssen.”
Reinigen? “Ich muss mich waschen?” Verdutzt schaue ich an mir hinunter. Nein, dreckig bin ich nicht. Ich schnuppere kurz an mir. Nein, stinken tue ich auch nicht.
Wieder lacht Ylang. “Nein, du musst dich nicht waschen. Du musst deine Seele reinigen.”
“Was heißt das?”
“Das wirst du gleich sehen.” Ylang öffnet die Türe und ein weißes Licht scheint heraus. Bevor sie es betritt, kniet sie herunter und deutet mir an, das Gleiche zu tun. “Falte deine Hände und sprich mir folgende Worte nach: Ab omnibus malis animam et voluntatem purus. Rogo itaque accessum ad regnum.”.
Ich folge ihren Anweisungen: “Ab omnibus malis animam et voluntatem purus. Rogo itaque accessum ad regnum“. Kurz darauf erfasst uns das Licht. Es blendet mich so sehr, dass ich die Augen schließen muss.

Als ich sie wieder öffne, befinden wir uns in der Mitte eines riesigen, runden Raumes. An der Wand um uns herum sind Bücherregale, die bis an die Decke gehen, die bestimmt 5 Meter hoch ist. In jeder Himmelsrichtung ist jeweils eine Leiter an das Regal gelehnt. Die Decke sieht aus wie eine Art Kuppel aus Glas. Blauer Himmel und Sonnenstrahlen sind zu sehen. Ich blicke mich weiter um. Der Boden ist hellblau und strahlt im Licht der Sonne. Was mir auffällt: eine Tür gibt es hier nicht. Wie sollen wir hier nur wieder herauskommen?

Ylang steht auf. “Das du Zugriff zu diesem Raum erhalten hast beweist, dass du ein guter Mensch ohne bösen Absichten bist und von den Göttern anerkannt wurdest. Die Worte, die du mir nachgesprochen hast, lauten übersetzt etwa: Meine Seele ist frei von allem Bösen und meine Absichten sind rein. So erbitte ich den Zugriff zum heiligen Reich.”
“Heiliges Reich??”
“Das heilige Reich ist ein von den Göttern bewachter Ort. Nur wenige Menschen erhalten Zugriff zu ihm. Dieser Raum ist nur ein kleiner Teil dieses Reiches, aber er genügt uns vorerst.”
“Und was tun wir hier?” Die Fee läuft auf eines der Regale zu und holt aus einer Truhe, die mir bislang noch nicht aufgefallen ist, zwei Kissen heraus. Diese legt sie vor mich hin und deutet mir, mich auf einem zu setzen.
“Dieser Raum befindet sich in einer anderen Dimension. Die Zeit verläuft hier schneller als in unserer Dimension, weswegen wir hier mehr Zeit haben um deine Fähigkeiten zu trainieren.”
Mein Kopf fängt an zu rauchen. Andere Dimension?

Die große Fee scheint zu merken, dass ich ihr nicht ganz folgen kann.
“Unser Universum besteht aus mehreren Ebenen, die nebeneinander existieren. Diese Ebenen nennen wir Dimensionen.”
“Wir sind also in einer parallelen Welt?”
Die Fee schmunzelt ein bisschen: “Ja, so könnte man es wohl auch ausdrücken.”
“Und hier haben wir mehr Zeit?”
“Ja, eine Minute in der Realität entspricht 2 Stunden hier.”
Geschockt starre ich die Fee an. “Während wir 2 Stunden hier sind vergeht bei Kyle und Tail nur eine Minute????”
Ich versuche, mir das vorzustellen aber scheitere. Wie kann so was sein?
“Ich habe eine Stunde Zeit. Das Entspricht hier 120 Stunden, was 5 Tage sind.”
In meinem Kopf dreht sich alles. Wie kann so ein Ort existieren?
“Das bedeutet, ich werde dir in diesen 5 Tagen zeigen, wie du mit deiner Kraft umgehst”.
“Ähhm.. okay!?” Aufmerksam richte ich meinen Blick auf Ylang.
“Zuerst muss dein Geist zur Ruhe kommen. Das erlangen wir am besten durch Meditation”, Ylang überkreuzt ihre Beine und ich tue es ihr gleich. “Schließe die Augen und versuche, an nichts zu denken.”
An nichts zu denken… das ist einfacher wie gesagt. Wenn man denkt, dass man an nichts denken soll, dann denkt man ja auch wieder was. Aaaaaaaaaaah es ist ein Teufelskreis!
“Du musst dich von deinen Gedanken befreien. Ich werde dir helfen…” Ich spüre eine Hand auf meinem Kopf und auf einmal ist alles leer in mir. Ich spüre nichts mehr. Ich bin nicht mehr. Es ist, als schwebe ich durch den Raum.
“Spüre die Magie in dir.” Die Stimme der Fee klingt leise, als wäre sie sehr weit weg.
Noch immer ist mein Kopf leer. Ich denke an nichts. Fühle nichts. Alles ist dunkel. Doch als ich mich auf diese Dunkelheit konzentriere, entdecke ich ein Licht. Eine Kugel, die hell leuchtet. Je mehr ich mich konzentriere, umso mehr scheint sie zu leuchten. Sie ist wunderschön. Ich strecke meine Hand aus und möchte sie berühren.
“Ähm… Mimi?” Ich werde aus der Trance gerissen und öffne erschrocken die Augen. Immer noch sitze ich auf dem Boden. Ylang sitzt genau vor mir. Meine Hand ist ausgestreckt und liegt genau auf ihrer Brust. Aaaaaah wie peinlich!!!! Schnell ziehe ich sie zurück!
“Tut mir leid, dass war keine Absicht! Da war nur die Kugel und sie hat so hell geleuchtet und ich wollte sie berühren und…”
“Ist schon gut.” Mit einer Hand winkt die Fee ab.
“Du hast deine innere Kraft also entdeckt. Das ist sehr gut. Versuche es nun noch einmal, aber ohne meine Hilfe.”
“Okay!” Wieder schließe ich meine Augen und versuche an nichts zu denken. Was Kyle und Tail gerade machen? Ob sie immer noch kämpfen? Ah, verdammt, ich soll doch an nichts denken…
Tail Crash

Außer Puste stütze ich mich auf meinen Knien ab. Schweiß tropft auf dem Boden. Mein T-Shirt ist klatschnass.
“Hast du schon genug?”
Dieser arrogante Arsch! Nicht eine schweiß Perle kann ich entdecken. Immer noch steht er da, als wäre er der König der Welt. Ich gebe es ungern zu, aber gegen diesen Arsch komme ich nicht an. Egal wie gut ich mit dem Schwert umgehen kann, ich bin einfach zu langsam. Aber diesen Triumph werde ich ihm nicht lassen! Ich richte mich wieder auf. Aufgeben kommt nicht in Frage! Niemals werde ich IHM den Sieg überlassen. Doch bevor ich nur einen Schritt nach vorne machen kann, senkt Kyle sein Eisschwert. Ohne ein Wort dreht er sich um, und geht Richtung Waffenschrank.
“HEY!?!? Was soll das??? Wir sind noch nicht fertig!!!” Was denkt sich dieser Idiot?
“Sieh dich doch mal an. Du bist am Limit. Das hat keinen Sinn mehr.” Er ist am Waffenschrank angekommen und lehnt sein Schwert dagegen.
“Ich bin noch lange nicht am Limit angekommen! Komm sofort wieder her, dann zeig ichs dir!!!”
Ohne mich eines Blickes zu würdigen betrachtet er weiterhin den Waffenstand. Wütend lasse ich mein Schwert fallen und stampfe auf ihn zu. “HALLO? Ich rede mit dir!!?”
Dieser eingebildete, arrogante, selbstverliebte… Weiter komme ich in Gedanken nicht, denn Kyle hat sich umgedreht und mir etwas zugeworfen, dass ich gerade so auffangen kann. Verdutzt blicke ich auf die Pistole in meiner Hand und dann fragend zu Kyle.
“Der Stein verleiht dir die Fähigkeit ALLE Waffen zu kontrollieren, nicht nur das Schwert. Bestimmt hatte ein Baby wie du noch nie eine Pistole in der Hand, oder?”
Er geht an mir vorbei und stellt mehrere Ziele, die er zuvor aus dem Schrank geholt hat, auf. Verwirrt betrachte ich ihn. Will er mir etwa wirklich helfen?

Er holt sich ebenfalls eine Pistole aus dem Schrank und stellt sich neben mich.
“Auch wenn du noch nie eine Pistole in der Hand hattest, müsstest du dank dem Stein schon wissen, wie du verwenden kannst. Schieß auf das Ziel rechts von dir und versuch, den schwarzen Punkt in der Mitte zu treffen."
Die Pistole liegt kalt in meiner Hand. Ich umgreife sie. Es fühlt sich gut an. Sehr gut sogar! Ohne zu zögern ziele ich auf die Zielscheibe und drücke ab. Ein kurzer Blick zeigt mir, dass ich genau in die Mitte getroffen habe. Erstaunt darüber betrachte ich meine Hand. Als ich einen Knall direkt neben mir höre, zucke ich zusammen und richte meine Augen wieder auf Kyle. Dieser hat ebenfalls seine Pistole gezogen und zielt nun nacheinander auf die aufgestellten Ziele. 10 Schüsse, 10 Treffer. Alle in die Mitte. Und das, innerhalb von 10-20 Sekunden. Mein Mund klappt auf: “Wo hast du das gelernt?”
Er legt seine Waffe weg. “Konzentriere dich immer aufs Ziel aber behalte währenddessen dein nächstes schon im Auge. Du bist dran!”
Er macht mir Platz und stellt sich hinter mich, was mich leicht nervös macht. Dass er auf meine Frage nicht geantwortet hat, ist mir nicht entgangen. Soll er doch seine Geheimnisse haben, ist mir doch egal!
“Du solltest dich konzentrieren, die Zeit läuft!”
“Waaas, es geht nach Zeit??”
“Klar, wo ist sonst der Spaß?”
“Das hättest du mir ruhig mal früher sagen können!”
“Die Zeit läuft immer noch, du bist schon bei 30 Sekunden…” Schnell wende ich mich von Kyle ab und ziele.

10 Schüsse, 10 Treffer. “60 Sekunden. Das ist wirklich mies…” Grinsend betrachtet der Magier seine Stoppuhr.
“Ach halts Maul!” Ich will gerade noch einmal schießen, als Kyle mich aufhält:
“Das reicht. Wir machen eine Pause.”
“Waaaas? Warum, ich bin noch nicht fertig!”
Er geht Richtung Ausgang: “Du hast viel Wasser verloren und solltest auch wieder welches zu dir nehmen, wenn du nicht umkippen willst. Ich werde dich auf jeden Fall nicht aufheben!”
“Das würde ich auch gar nicht wollen.” Eingeschnappt gehe ich an Kyle vorbei und verlasse als erstes den Raum. Doch ich komme nicht weit:
“Die Waffe wirst du hier draußen nicht brauchen!” Verwirrt schaue ich Kyle an. Dann auf meine Hand. Immer noch halte ich die Waffe.
“Ups….” Schnell ich gehe ich zurück in den Traningsraum und lege die Waffe an seinen Platz. Dabei fällt mir auf, dass noch eine Waffe fehlt. Merkwürdig. Ob sie jemand ausgeliehen hat? Ich zucke mit den Schultern und verlasse dann hinter Kyle den Raum.
Ich folge ihm und nach wenigen Minuten landen wir in einem großen, hellen Raum. Viele weiße Schränke, ein Spülbecken und ein Herd stehen hier. Eine Küche! Rechts von uns steht ein kleiner Tisch mit 4 Stühlen.
“Setzt dich!” Ich ziehe kurz eine Grimasse. Dieser Typ hat mir gar nichts zu befehlen! Ich beobachte, wie er an einen großen Schrank tritt und die Tür öffnet. Wie sich herausstellt befindet sich darin ein riesiger Kühlschrank. Wirklich riesig! Bestimmt 2 Meter hoch!!! Während ich den Schrank noch bestaune ist Kyle wieder bei mir und wirft mir eine Flasche Wasser zu, die ich gerade noch auffangen kann.
“Öhm… danke!?”
Er setzt sich an den Tisch und öffnet seine eigene Flasche.
“Warum hilfst du mir?”
“Hm?”
Ich setze mich ihm gegenüber und betrachte ihn skeptisch. “Na ja, ich dachte du wärst dagegen, dass ich hier bin und jetzt hilfst du mir. Das macht für mich keinen Sinn.”
“Hn” Er trinkt noch einen Schluck und gespannt warte ich auf eine Antwort. Ich rechne fest damit, dass er mir wieder eine Beleidigung an den Kopf wirft, aber ich irre mich:
“Der Stein hat die Tatsachen verändert. Vor ein paar Stunden warst du nur ein Klotz am Bein, der nicht viel ausrichten kann. Ein hilfloses Baby.”
Fies grinst er mich an. Ich wusste es, ohne Beleidigung geht es wohl einfach nicht… Finster öffne ich meine Wasserflasche.
“Aber durch den Stein könntest du nützlich sein. Wie gesagt, alleine kann ich nichts gegen die Organisation ausrichten. Und nachdem, was ich von Mimi gesehen habe, zweifle ich, dass wir es zu zweit schaffen. Aber zu dritt…”
Er scheint noch was hinzufügen zu wollen, lässt es dann aber. Ich trinke einen Schluck und grinse dann: “Also gibst du zu, dass ich stark bin?!”
“Ich gebe zu, dass die Fähigkeiten des Steins beeindruckend sind.”
Da der Stein jetzt ein Teil von mir ist, sehe ich das einfach mal als Kompliment. Man muss die Dinge nehmen wie man sie bekommt. Oder so ähnlich.
“Haha, danke! Ich muss zugeben, dass ich über deine Fähigkeiten echt erstaunt bin. Woher hast du das alles gelernt?” Noch einmal versuche ich, meine Frage zu stellen.
Sein Blick verfinstert sich. Da habe ich wohl echt einen wunden Punkt getroffen. Mit einem schlecht gelaunten Kyle kann ich nichts anfangen. Und mein Training fördert es bestimmt auch nicht:
“Ach, vergiss es! Ist nicht so wichtig.” Ich stehe schnell auf und trinke meine Wasserflasche leer.
“Lass uns weitermachen! Irgendwann kriege ich dich schon, du wirst sehen!”
Ich will gerade die Küche verlasse lassen, als Kyle mir doch noch antwortet:
“Mein Vater hat mich als Kind trainiert.” Überrascht drehe ich mich um:
“Dann muss dein Vater ja ein richtig cooler Typ sein!”
“Tse… er ist der Anführer von Shadow!” Meine Gesichtszüge entgleisen. Was???
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